Sie klingt wieder wie neu

Etwa alle zwanzig Jahre brauche eine Kirchenorgel eine Renovation, erklärte Stefan Thurnherr, Präsident Kirchenkreis eins Altstadt, in seiner Begrüssungsansprache am Samstag, 1. Februar 2020, in der gut besetzten Kirche St. Peter. Und so war es für die 1974 erbaute und 1997 erstmals renovierte Orgel wieder an der Zeit. Während rund sechs Monaten wurde die Orgel in ihre Einzelteile zerlegt, wurde alles kontrolliert, gereinigt, renoviert, wo nötig ersetzt und wieder zusammengebaut. Sie ist jetzt nicht nur wieder strahlend sauber, sondern klingt nun sanfter und facettenreicher. Ebenso wurde der Spieltisch ersetzt, er enthält nun einen Computer. Die Renovation hat insgesamt 350 000 Franken gekostet.
Rechtzeitig vor Weihnachten konnte die Orgel wieder in Betrieb genommen werden, doch die Einweihungsfeier hat man bewusst erst nach der mit Terminen befrachteten Weihnachtszeit angesetzt. Umso mehr konnten sich die Anwesenden freuen. Denn die quirlige Organistin Magrit Fluor hat zusammen mit der Schauspielerin Eveline Ratering ein gemeinsam entworfenes Stück zur Uraufführung gebracht: «Woher weht der Wind».
Vor über 2000 Jahren, so begann Eveline Ratering die historisch-musikalische Geschichte, hat in Alexandria im heutigen Ägypten ein Mann namens Ktesibios an der Entwicklung eines komplexen Blasinstruments getüftelt und so die erste Orgel konstruiert. Die Orgel verbreitete sich rund um das Mittelmeer und das Orgelspiel wurde gar zur olympischen Disziplin. Ausserdem wurden einfachere Orgeln etwa für Volksfeste hergestellt. Orgeln kamen aber auch im Circus Maximus der alten Römer zum Einsatz, neben Tänzerinnen, Löwen und Gladiatoren. Die Orgel wurde zu Beginn des Christentums aus der Kirche verbannt und erst später durch Mönche wiederentdeckt… Die Erzählung – im Wechsel mit Margrit Fluors Orgelspiel, bei dem die ganze Bandbreite des vielseitig einsetzbaren Instruments zum Tragen kam und ganz unterschiedliche Stilrichtungen zu vernehmen waren – veranschaulichte die Geschichte der Königin der Instrumente.
Und mit einem Mal glaubte man den Ohren nicht zu trauen: Konnte das die Kirchenorgel sein, was da ertönte? Tatsächlich war es eine Mundharmonika, eine «Maulorgel», die mit der Orgel in einen Dialog trat und mit der Daniel Hildebrand sein grosses Können eindrücklich demonstrierte. Die ebenso würdige wie schalkhaft-originelle Einweihungsfeier fand ihren Abschluss mit einem Augenschein der Orgel auf der Empore. Und mit einem Apéro riche, bei dem man gleich nochmals verwöhnt wurde.

Elmar Melliger